Pirat

  

Pirat, Poln. Warmblut, geb. 1999 (früher ranghoch, jetzt rangniedrig)

September 2022
Als Pirat im Jahr 2012 zu mir kam, war für mich klar, dass er in einem Aktivstall
stehen soll. Eine andere Haltung kam für mich (eigentlich) nicht in Frage. Gesagt,
getan. Pirat durfte in einen schönen Stall in einer gemischten Herde einziehen. Da
der Stall noch recht neu war, gab es viele Ein- und Auszüge in der ersten Zeit und
die Gruppe musste sich erst einmal finden. Das bedeutete natürlich immer Stress für
Pirat (als Herdenchef). Leider war die Freude über den Aktivstall auch nur von kurzer
Dauer, denn Pirat verletzte sich nach einigen Monaten schwer an der Sehne und es
wurde, seitens des Tierarztes, absolute Boxenruhe verordnet. Pirat musste also in
die Krankenbox ziehen. Trotz seiner schweren Verletzung führte das natürlich zu
Unmut bei ihm und er wollte zurück zu seiner Herde. Der Tierarzt fing mit der
Behandlung der Sehne an und ich sollte jeden Tag langsam Pirat im Schritt
bewegen, angefangen mit 5 Minuten täglich und dann nach und nach steigern. Es
war eine sehr schwere Zeit, denn es war mittlerweile Winter und ein Pferd, was 24
Stunden in einer Box steht, langsam zu bewegen, ist eine große Herausforderung.
Zwischenzeitlich konnte Pirat in eine Paddockbox umziehen, aber auch das machte
es natürlich nicht leichter. Im Frühjahr entschied ich mich dazu, dass Pirat tagsüber
auf die Wiese darf. So konnte es nicht weitergehen. Gegen Ende des Sommers traf
ich eine weitere Entscheidung: Aktivstall kam für mich erst einmal nicht mehr in
Frage. Ich hatte einfach zu viel Angst, dass so etwas noch einmal – oder sogar noch
schlimmer -passiert. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber die schlaflosen
Nächte zerrten an mir.
Also suchte ich nach einem neuen Stall für Pirat und bin ganz in meiner Nähe fündig
geworden. Es war eine Paddockbox mit täglichem Weidegang. Das war genau das,
was ich mir vorstellen konnte, um auch wieder ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
So lebte Pirat einige Jahre.

Als ich im Frühjahr 2022 schwanger wurde, kam natürlich die große Frage, wie es mit
Pirat weitergehen soll. Mir war klar, dass ich nun nicht mehr so viel Zeit wie vorher für
ihn haben werde. Der Gedanke, ihn wieder in einen Aktivstall zu stellen, war natürlich
sofort da, aber auch gleichzeitig wieder die große Angst. Mir ist bewusst, dass
Verletzungen auch in der Box passieren können, aber durch unseren Vorfall und die
schwere Zeit danach war ich immer noch voller Ängste.

Nichtsdestotrotz machte ich mich im Internet auf die Suche nach einem Aktivstall.
Leider gar nicht so einfach, in meiner unmittelbaren Wohnortnähe gab es keinen
Aktiv- oder Offenstall. Also erweiterte ich den Suchradius und bin auf die
”Pferdepension Traupe” aufmerksam geworden. Die Internetseite sprach mich sofort
an und ich füllte den Bewerberbogen aus. Sehr zeitnah bekam ich eine Antwort von
Dagmar und wir vereinbarten einen Besichtigungstermin im August 2022. Auf dem
Hof angekommen, wurde ich gleich sehr nett von Dagmar, Akira und Peter begrüßt
 Ich fühlte mich sofort sehr wohl. Die Besichtigung dauerte knapp 2 Stunden, da
Dagmar und ich wirklich jedes kleinste Detail besprochen haben und ich ihr auch von
meinen Ängsten eines Aktivstalls erzählte. Dagmar war sehr einfühlsam, konnte mich
verstehen und mir aber gleichzeitig ein bisschen die Angst nehmen.
Am Ende unserer Besichtigungstour sind wir so verblieben, dass wir nochmal
ein/zwei Nächte über alles schlafen und dann noch einmal telefonieren. Ich fuhr nach
Hause und machte mir natürlich den ganzen Tag und auch die Nacht Gedanken, wie
es nun weitergehen soll. Da ich mich bei Dagmar und Holger sofort sehr wohl fühlte
und mir die Anlage und die riesigen Weiden auch sehr gut gefielen, hörte ich auf mein
Bauchgefühl und entschied mich für die “Pferdepension Traupe”.

Ende August 2022 war es dann soweit. Pirat zog in sein neues zu Hause. Dagmar
und Holger holten mich im alten Stall ab und wir fuhren direkt hoch zur
Sommerwiese. Dort angekommen, war schon alles vorbereitet für Pirat. Von der
Sommerweide wurde ein sehr großes Stück für Pirat abgetrennt. Wasser und Heu
warteten auch schon auf ihn. Dort blieb er zwei Tage und dann kam der Tag der
Eingliederung. Ich war sehr aufgeregt und nervös. Zu meiner großen Überraschung
lief die Zusammenführung sehr unspektakulär ab. Dagmar ließ Pirat zu den anderen
Pferden in die Herde. Es interessierte sich eigentlich kaum einer für den „Neuen“. Ab
und zu kam mal ein Pferd vorbei, schnupperte kurz, und ging wieder weg. Ich war
völlig überrascht, da ich damit gerechnet hatte, dass alle auf Pirat zustürmten, ihn
bedrängen würden etc. Aber dem war überhaupt nicht so.
Nach zwei Wochen zogen die Pferde in ihr Winterquartier. Auch hier verlief alles sehr
harmonisch. Die Herde ist wirklich super ausgeglichen und entspannt. Ich war sehr
froh, die Entscheidung getroffen zu haben und konnte mich nun auf meine
bevorstehende Mutterrolle konzentrieren, da ich wusste, dass Pirat sehr gut
aufgehoben ist.

Update Januar 2024

Seit 1,5 Jahren wohnt Pirat nunmehr in der “Pferdepension Traupe” und ich bin nach
wie vor sehr glücklich darüber. Pirat hat gut an Gewicht zugelegt (bei unserem
Einzug war er etwas zu dünn) und genießt seine „Freiheit“ in einem Aktivstall. Trotz
seiner Rangniedrigkeit in der Herde bekommt er genug Heu zu fressen, da Dagmar
und Holger den Aktivstall sehr durchdacht und gut angelegt haben. Kurzum: Pirat
und ich sind einfach nur glücklich!

Pirat