Black Jack

Tagebuch Eintrag 09.03.2024

Einzug und Integration in die Herde

Hallo! Ich bin Natalie und dies ist der erste Tagebuch Eintrag zu meinem 14 jährigen Friesenmix Wallach Black Jack.

Black Jack begleitet mich seit seinem dritten Lebensjahr und kennt sowohl die Boxenhaltung, 24/7 Sommerweide als auch die Offenstall Haltung. Er ist in allen Herden bisher Rangniedrig gewesen und hat sich über die Zeit hinweg vorsichtig ins Mittelfeld vorgepirscht.

Den Stall habe ich immer nur dann gewechselt, wenn der Stallbetreiber den Stall aufgegeben hatte oder ich Beruflich umziehen musste. Der Einzug in die Pferdepension Traupe, war der erste Umzug den ich aus dem Bauchgefühl und in Eigeninitiative heraus beschloss!

Wieso der Umzug?

In dem vorherigen Stall standen wir bereits über 6 Jahre.

Allerdings waren die Umstände der Pferdehaltung nicht optimal und die Bedingungen wurden von Jahr zu Jahr schlechter. Wenn ich zu meinem Pferd wollte, musste ich mein timing richtig einstellen, um die Boxen Zeit möglichst gering zu halten. Auch das Heu gab es am Nachmittag nur noch einmal Portioniert. Wer sich mit der Lebensform der Pferde beschäftigt, findet relativ schnell Informationen darüber, dass Pferde aus kargen Gebieten kommen und darauf ausgelegt sind, langsam aber kontinuierlich Nahrung aufzunehmen und die Fresspausen Instinktiv selbst zu bestimmen.

Mit der Zeit bemerkte ich immer mehr, wie meine Pferd sich veränderte. Ich hatte oft das Gefühl, dass er regelrecht auf mich wartete wenn ich Nachmittags kam. Natürlich hat es mich gefreut, dass er mir entgegen brummelte. Das er dies aber tat, weil er wusste das er jetzt endlich aus der Box kam und ich ihm Bewegung verschaffen konnte, bereitete mir Kopfzerbrechen.

Anfang diesen Jahres war es soweit. Mein Bauchgefühl sagte mir: schau dich um, was könnte zu deinem Pferd passen?

So guckte ich mir (absichtlich in der Winterzeit) verschiedene Höfe an. Auch den von Familie Traupe.

Dagmar hat mich nach meinem Bewerbungsbogen und einem Telefonat zu einem Stall Rundgang eingeladen. Sie hat sich wirklich viel Zeit genommen, mir alles zu zeigen. Von der Bewegungsanlage bis zur Sommerweide haben wir uns alles in Ruhe angeschaut und besprochen, was sie sich von ihren Einstallern wünscht und welche Vorstellungen ich habe. Mir wurde nochmal richtig bewusst was uns eigentlich alles fehlte! Die Pferde haben 24h Heu, Bewegung, frische Luft und die Möglichkeit uneingeschränkter Sozial Kontakte. Was mich besonders abholte, waren die Momente, in denen die Pferde in der Anlage spielten. Was ebenfalls sehr positiv auffiel: die Pferde kamen auf uns zu und begrüßten uns freundlich in der Bewegungsanlage ohne dabei Aufdringlich oder unruhig zu werden.

Ich nahm mir Felsenfest vor eine Nacht darüber zu schlafen und Besprach die Situation mit meinem Freund, der eigentlich überhaupt keinen Plan von Pferden hat. Er sah mich an und fragte: „Worauf wartest du eigentlich noch?“. Stimmt! Also rief ich Dagmar an und wir machten einen Termin für die Vertragsübergabe aus.

In der Zwischenzeit stand sie mir immer Rat und Antwort zu Seite.

01.03.2024 Wir ziehen endlich ein!

Ja,mir war mulmig. Sehr! Ein Umzug birgt doch so viele Risiken! Was ist wenn er nicht glücklich wird? Was ist wenn es nicht das richtige ist und alles ganz anders kommt? Ich dachte an den Satz einer Freundin von mir zurück: „Du weißt doch wofür du es tust, du tust es für deinen Jack.“ Diese Aussage beruhigte mich, denn egal wie lange ich mich herum wälzte und meine Gedanken aufschrieb und wieder verwarf. Ich habe es im Sinne meines Pferdes entschieden und mein Bauchgefühl was Dagmar anging war durchweg positiv. Also wieso an alten Mustern festhalten, wenn ich doch weiß, dass der Umzug so viel positives bringt. Ich glaube oft hindert uns die Angst vor Veränderungen daran Entscheidungen zu treffen. Wir trauen unseren Pferden zu wenig zu und vermenschlichen sie zu sehr. Auch wenn wir das meist nur aus Liebe zu unseren Pferden tun, dürfen wir den Verstand dabei nicht auf der Strecke lassen.

„Auf Veränderungen zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten!“

Nach dem 14km Spaziergang in die neue Heimat, wartete eine schöne Integrationsbox mit 24h befüllten Heunetz, Wasser und Liegeplatz. In den drei Tagen (und auch jetzt noch!) hat Dagmar mich mit aktuellen Infos und Fotos versorgt, was mich sehr beruhigte. Ich merkte immer mehr, dass auf Dagmar verlass ist und ich ihr die Versorgung meines Pferdes zu 100% mit gutem Gewissen übergeben kann, was durchaus, kein leichter Schritt für mich war. Auch in der Integrationszeit, hat sie mich auf dem laufenden gehalten wenn ich nicht da war und mir berichtet, wie sich mein Pferd in der Anlage einlebt (Fressverhalten, Liegeverhalten, Kontakte etc.). Mein Jack war an dem ersten Integrationstag sehr schüchtern! Er traute sich nicht in die Nähe der anderen Pferde und an die Heuraufen schon gar nicht! Dagmar berichtete mir über die Situation und führte ihn an die Heuraufe heran. So standen wir dann da. Beide auf dem Paddock,wie security. Begleitetes Fressen für Jack. Er fraß so lange bis ich mich entfernte, dann war er wieder so unsicher, dass er die Heuraufe verließ und sich in der Anlage verkrümelte. Obwohl alle Pferde sehr freundlich waren und die Integration an sich relativ unspektakulär verlief, war er irgendwie zu ängstlich um sich an die Herde heran zu trauen. Ich ging unter Bauchschmerzen nach Hause. Kann ich Dagmar jetzt so spät am Abend noch darum bitten ihm die Integrationsbox wieder fertig zu machen und ihn diese Nacht nochmal zu separieren? 30 Minuten später schrieb mir Dagmar unabhängig davon, sie hat ihn vorsichtshalber nochmal in die Integrationsbox gestellt, damit er nochmal zu Kräften kommen kann und am nächsten Tag frisch gestärkt in die Herde kommt. Man kann sich nicht vorstellen wie erleichtert ich war! Mein Bauchgefühl gegenüber Dagmar hatte mich nicht getäuscht! Am nächsten Tag öffnete sich die Tür der Integrationsbox und Jack begann sich der Herde an zu schließen. Nach kürzester Zeit knüpfte er Kontakte, fraß entspannt neben den anderen und schlief unter der Bewachung der Herdenkumpels.

Die Stallgemeinschaft ist bunt gemischt und aufgeschlossen! Frei nach dem Motto: leben und leben lassen! Auch dies war mir unheimlich wichtig!

Ich möchte nochmal erwähnen, wie glücklich ich bin, dass mein Pferd so gut umsorgt ist! Es macht sehr viel aus, wenn man sich auf die Arbeit mit dem Pferd konzentrieren kann ohne ständig mit den Gedanken über die Haltungsbedingungen zu stolpern! Ich muss mir keine Gedanken mehr machen,ob mein Pferd genug Heu oder Auslauf hat, wann ich am besten mit ihm arbeite ohne ihm Auslaufzeit zu nehmen.

Durch meine vorherigen Berufserfahrungen als Pferdewirt habe ich viele Herdenkonstellationen gesehen. Die Herde der Pferdepension Traupe zeigt Vorbildlich auf, wie eine gut sozialisierte und strukturierte Herde ihre Aufgaben verteilt und ihren Tagesablauf taktet. Durch den gut durchdachten Aufbau der Anlage, haben die Pferde die Möglichkeit, ihre Instinkte zu aktivieren und ihr Arttypisches Verhalten auszuleben.

Ich möchte jedem ans Herz legen, im Sinne seines Pferdes zu denken. Pferd bleibt Pferd, egal ob im Leistungssport, als Freizeitkumpel oder Schmusepony. Ein Überdenken der Haltungsform kann durchaus positive Auswirkungen auf Psyche, körperliche Gesundheit und Training haben. Für Pferd und Mensch! 😉

20240314_085846[1]