Pico

Tagebuch

Pico ist mein 8 jähriger Scheckwallach. Einjährig fand ich ihn bei einem Händler, mit einer nicht ganz klaren Vorgeschichte. Welche Rassen in ihm stecken ist auch nicht wirklich bekannt. Aber wie das Leben manchmal so spielt, hab ich sofort mein Herz an ihn verloren.

Als er zu mir kam, standen wir in einem Stall mit Boxenhaltung und täglichen Weidegang. Meiner Meinung nach auch das Beste was ich meinem Pferd bieten konnte. Nachts sein eigenes Bett, in dem er zur Ruhe kommen kann und tagsüber draußen. Doch Pico belehrte mich schnell eines Besseren. Zunehmend unsichererer und von einer Unruhe geplagt, wurde auch ich unsicherer im Umgang mit ihm. Ich hatte das Gefühl ich verliere ihn von Tag zu Tag immer mehr. Schlussendlich war selbst das Anbinden und Putzen ein Kraftakt für uns beide. Sein und mein Nervenkostüm wurden immer dünner und es gab dafür keinen ersichtlichen Grund. Dennoch war er nie bösartig mir gegenüber. Es war einfach das Gefühl, als wüsste er selber nicht wohin mit sich. Auch eine Vielzahl von Tierarztbesuchen, Klinkbesuchen, Osteopathen, diverse Trainer und Hufschmied brachten uns nicht weiter.

Als in unserem Nachbardorf ein Offenstall eröffnete , beschloss ich ihn umzustellen. Wie oft hab ich daran gedacht ihn abzugeben und hab es doch nicht übers Herz gebracht. Und ehrlich gesagt, wer kauft sich freiwillig ein „Problempferd“… Also war ein Stallwechsel eine gute Option. Er hat immer ausreichend Bewegung, steht im Herdenverband, hat immer Heu zur Verfügung und wenn es so sein sollte, das wir einfach nicht weiter kommen, kann er einfach nur Pferd sein und seinen Leben dort leben. Nach nur 8 Wochen in dem neuen Offenstall habe ich Pico kaum wieder erkannt! Er machte täglich Fortschritte und ich könnte stolzer nicht sein. Wir können wieder miteinander kommunizieren, erarbeiten uns gemeinsam neue Dinge, können den Hof wieder für Spaziergänge verlassen und genießen die Zeit zusammen. Nach all den Jahren sprach ich sogar mit meiner Trainerin darüber Pico anzureiten. Dass soll nicht heißen, dass es eine bestimmte Art von Haltung gibt, die für alle Pferde richtig sind, jedes Pferd ist individuell und dementsprechend hat Jedes auch andere Bedürfnisse. Wir als Besitzer sind aber dafür verantwortlich darauf acht zu geben und unser Bestmögliches zu versuchen, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Für Pico war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, auch wenn es für mich eine große Umstellungen war, ihn aus seiner behüteten Box zu nehmen. Dann der Schock , als wir erfahren haben, dass er Stall schließt. Wir waren doch gerade auf einem so guten Weg und Pico fand so langsam seine Ruhe wieder. Die Stallsuche ging erneut los. Hier im Umkreis gibt es nicht viel, was für uns in Frage können würde. Denn es war klar, dass zurück in die Box keine Option ist.

Im November stieß ich auch die Anzeige des „Pferdepension Traupe“ und war direkt begeistert. Eine artgerechtere Haltung für mein Pferd könnte ich mir gar nicht vorstellen. Der Stall bietet immer genügend Heu und Ruhemöglichkeiten, aber auch genügend Platz zum Spaß haben und Toben. Was ich persönlich sehr Besonders finde, ist der Wasserdurchlauf und die Leckstein-bar, an der jedes Pferd bedürfnisorientiert entscheiden kann welche Salze es braucht. Aber ich fiel zwischendurch auch in Zweifel zurück, was ist, wenn Pico den Umzug nicht gut wegsteckt? Was ist wenn er wieder in altbekannte Muster verfällt und ihm wieder der Halt fehlt? Auch die Fahrt in den Stall war jetzt deutlich länger, denn ich hatte Pico vorher immer in Sichtweite von meinem Haus und war täglich mehrmals am Stall, manchmal auch nur um eine Möhre loszuwerden. Doch bei der Besichtigung habe ich mich sofort bei Traupes wohlgefühlt und Sie konnten mir viele Sorgen nehmen. Wir waren viel in Austausch und ich konnte sämtliche Fragen loswerden. So auch am Tag unseres Einzuges.

Sonntag, den 26.11.2023

Der Tag unseres Einzuges im „Pferdepension Traupe“. Der Transport und der Einzug in den Integrationsbereich lief reibungslos. Es ist absolut nicht selbstverständlich , dass uns die Stallbesitzer an einem Sonntag abholen und ich bin sehr dankbar dafür. Nachdem ich den ersten Schwung meiner Sachen ausgeladen habe, musste ich noch den Rest aus dem alten Stall holen. Gegen Abend konnte ich bei einem gemütlichen Beisammensein die Einsteller kennen lernen. Eine sehr nette, freundliche, hilfsbereite und offene Gruppe. Die Meisten gehören schon viele Jahre zu der „Pferdepension Traupe“. Es war ein wirklich schöner Abend und ich hab mich wirklich von Herzen aufgenommen gefühlt.

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Donnerstag, den 30.11.2023

Pico wirkt sehr zufrieden und deutlich weniger gestresst oder beeindruckt, als ich es vermutet hätte. Aber ich muss sagen , ich bin auch sehr entspannt und fühle mich pudelwohl. Die letzten Tage lag der Fokus erstmal darauf, den Hof kennenzulernen und Pico dabei nicht zu überfordern. Und heute kommt der nächste Schritt.

Picoˋs Integration in die Herde.

Tatsächlich lief die Integration super ruhig, fast „unspektakulär“ ab. Nicht dass ich mich darüber beschweren möchte! Im Gegenteil: Ich bin sehr froh darüber! Und nun noch entspannter. Pico stand auch nach einer knappen halben Stunden mit den anderen an der Heuraufe, als ob er schon immer dazugehört hat. Was mir sofort aufgefallen ist, ist dass diese Herde sehr fein kommuniziert und dadurch unnötige Konfliktsituationen schlicht und einfach vermieden werden. Sehr beeindruckend die Herde in ihrer Kommunikation zu beobachten.

Donnerstag, den 14.12.2023

Pico ist mittlerweile zwei Wochen in der Herde. Es dauert bis zu einem Jahr, bis Pferde sich in einer neuen Umgebung eingelebt haben. Aber ich würde sagen, er ist auf dem besten Weg. Wir waren schon einige Male die Gegend erkunden und Pico macht das wirklich gut. Zwischendurch natürlich immer noch aufgeregt, wenn wir unterwegs sind, aber immer ansprechbar. Das bedeutet für mich; auch er ist zufrieden. Denn wäre er unausgeglichen, müde oder hungrig, würde er genau in diesen Situationen wieder in seine Übersprunghandlugen verfallen. Ebenso merke ich, dass ich langsam meine Ruhe wiederfinde und es auch ok ist, wenn ich es mal nicht in den Stall schaffe. Dass nimmt auch mir etwas den Druck.

Pico hat sogar bereits einen Freund gefunden, mit dem er gerne mal rumkaspert. Ich könnte diese Beiden den ganzen Tag beobachten. Er liegt und schläft, er frisst ordentlich Heu und spielt mit den anderen, ich würde sagen Pferdchen glücklich und Frauchen erst recht!