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Thermoregulation beim Pferd
Die amerikanische Studie „Cold housing effects on growth and nutrient demand of young horses“ (Journal of Animal Science) ergab, dass Pferde wahre Anpassungskünstler sind: Tagsüber machen ihnen dreißig Grad so wenig aus, wie Minusgrade im zweistelligen Bereich in der Nacht. Schwankungen von vierzig Grad sind unproblematisch. Im Gegenteil, diese Extreme halten sogar gesund und bringen den Kreislauf in Schwung. Am wohlsten fühlen sich Pferde bei fünf bis fünfzehn Grad. Der Thermoregulationsmechanismus setzt erst unter minus zehn Grad ein, zuvor verzichtet der Körper auf zusätzliche Wärmeproduktion. Es handelt sich um einen komplizierten, aber sehr effektiven Mechanismus, anatomisch, physiologisch und verhaltenstechnisch. Vor allem Haut, Fell, Arterien und Schweißdrüsen sind daran beteiligt. Fett bedeutet Energie und ist dreimal so isolierend wie anderes Gewebe. Es entspricht vollkommen der Natur, wenn Pferde im Herbst bis zu 20 Prozent Gewicht zunehmen. Marcia Hathaway und Krishona Martinson von der University of Minnesota stellten in ihrer Studie „Equine winter care“ dar: Je mehr Fettreserven Pferde haben, desto weniger Fell benötigen sie. Und der Fellwechsel ist eine Hochleistung für den Stoffwechsel. Diese Fettschicht ist gesund, da sie gleichmäßig über den Körper verteilt ist und sich nicht ablagert wie im Sommer. Um eine solche Fettschicht zu erlangen und zu erhalten, muss die Nahrungszufuhr gesteigert werden. Ideal ist Heu, teilweise verdoppelt sich die Ration pro Pferd. Die Verdauung langer Fasern steigert die Wärmeproduktion. Der Dickdarm ist quasi eine „eingebaute Heizung“ und wandelt 30 Prozent des Raufutters in Wärme um. Fell, Fett und die Durchblutung sind strukturelle Maßnahmen der Thermoregulation. Von der Muskelenergie werden 35 Prozent in Bewegung umgewandelt, der Rest wird für Wärme aufgewandt, betonen die Amerikanerinnen. Oft sagen Pferdebesitzer: „Mein Pferd zittert, ihm ist kalt, es friert.“ Das Muskelzittern hat eine Funktion. Es kommt zum Adenosintriphosphat-Aufschluss (ATP) in den Muskeln und die Pferde „zittern sich warm.“ Bei gesunden Pferden hält das akute Zittern nur kurz an und wird bei Adaption an die Umgebung durch die normale, interne Wärmeproduktion ersetzt. Vier Fünftel der Stoffwechsel-Energie werden dabei verbraucht. Es handelt sich also weder um Frieren noch um eine Krankheit. Dennoch sollte man aufmerksam sein. Bei häufigem Muskelzittern besser den Tierarzt fragen. Die Haut ist eine Isolationsschicht. Ein kugeliger Körper reduziert die Körperoberfläche im Verhältnis zu seiner Masse nochmals, weshalb Nordponys schwere, kleine Körper mit kurzen Extremitäten haben. Die dickere Unterhautschicht bietet Fettreserven für die Thermoregulation. Fellwechsel und Temperatur des Pferdes Hathaway und Martinson ermittelten, dass die Wärmeisolation des Fells von Dicke und Dichte, Windgeschwindigkeit, sowie Temperatur und Feuchtigkeit abhängt. Der Fellwechsel wird durch den Photoperiodismus, also die Tageslänge, und auch die Außentemperatur gesteuert. Kaltes Klima bedingt dickes langes Fell, unabhängig von der Rasse. Das Winterfell kann bis zu 30 Prozent dichter ausfallen als das Sommerfell. Haarbalgmuskeln lassen die einzelnen Haare sich aufstellen, drehen oder anlegen. Der Kreislauf wird dadurch angeregt. Diese Muskeln müssen jedoch trainiert werden. Arteriell helfen zwei Mechanismen bei der Thermoregulation. Die Gefäßverengung verlangsamt den Blutfluss, um ein Auskühlen zu verhindern. Das Blut fließt nicht mehr so nahe an die Körperoberfläche und kühlt dadurch nicht ab. Die Konzentration des Blutes im Rumpf verkleinert die Oberfläche, die Wärme abstrahlt. Bei der Gefäßerweiterung kühlt das Blut an der Körperoberfläche ab und erfrischt beim Rückfluss ins Innere den Körperkern. Die Pferdehaltung im Winter: Durch Schwitzen kühlt das Pferd sehr schnell aus, da Wasser beziehungsweise Nässe sehr gut Wärme leitet. Das Abkühlen durch Schwitzen funktioniert durch die sogenannte Verdunstungskälte. Um ein Auskühlen zu verhindern, stellen Freilufttiere sich an einen windigen Platz und drehen die Haare in diverse Richtungen. Sowohl Arterien als auch Schweißdrüsen müssen trainiert und gefordert werden. Dichtes Winterfell sorgt für Leistungseinbußen, das steht außer Frage. Die Kombination Kälte-Regen-Wind sollte vermieden werden, den Pferden sollte immer ein trockener Platz zu Verfügung stehen. Auch die Zusammensetzung hohe Leistung und warmer, mitunter stickiger Innenstall ist eher schlecht. Man sollte ein Pferd nicht zum Trocknen in einen geschlossenen Raum stellen. Zu schnell ist die Luft mit Feuchtigkeit übersättigt und nimmt keine weitere mehr auf, das Fell kann nicht trocknen. Besser ist es, Stroh und Heu unter die Abschwitzdecke zu legen und das Pferd dann trocken zu führen. Durch die Zwischenschicht ist eine Luftzirkulation möglich, ohne auszukühlen. Wer sein Pferd schweißnass reitet, muss lange trocken reiten. Nässe durch Schweiß ist weit schlechter als solche von außen. Feuchtigkeit direkt auf der Haut lässt das Pferd schnell unterkühlen. (Artikel aus St.GEORG)