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Frieren Pferde im Winter?

Publiziert am Freitag, 13. November 2020 von Manfred Weiblen  (TIERARZT-onlineverzeichnis.de)

Auf der Weide oder im Stall? Wo bringen Sie Pferde im Winter am besten unter? In den kommenden Monaten kann es vielerorts in Deutschland knackig kalt werden. Kein Wunder, dass wir uns in dieser Zeit nach einem warmen Plätzchen in unseren eigenen vier Wänden sehnen, wenn wir von der Arbeit oder vom Einkaufen nach Hause kommen.

Für unsere Pferde wollen wir das Beste, damit sie zu dieser Jahreszeit nicht frieren. Also ab in den Stall, alles verriegeln und verrammeln und die Stallheizung in Betrieb nehmen. So wird es kuschelig warm. Ist das auch das Beste für Ihr Pferd?

Können Pferde frieren?

Viele Pferdefreunde haben im Winter Angst, dass ihr großer Liebling bei Frost und Eiseskälte friert. Ein häufiger Trugschluss, denn wir übertragen unsere Bedürfnisse auf das Pferd. Aus der Vergangenheit sind wir Höhlenbewohner, die sich bei Kälte in der Höhle bei einem wärmenden Feuerchen saßen. Pferde sind Steppentiere und leben draußen in der freien Wildbahn. Sie passen sich großen Schwankungen bei Temperaturen gut an. Ihre ursprünglichen Lebensräume waren im Winter kalt und im Sommer heiß. Dadurch halten Pferde ihre Körperwärme durch den Stoffwechsel konstant.

Temperaturen zwischen fünf und 15 Grad sind optimal für Pferde, da wo mancher Pferdefreund den geistigen Erfrierungstod erleidet. Bei Offenstallpferden liegt die thermoneutrale Zone zwischen – 15 Grad und + 25 Grad. Sinkt die Temperatur unter die Grenze von – 15 Grad, muss mehr zugefüttert werden, damit das Pferd seine Körpertemperatur durch den Stoffwechsel aufrechterhält.

Wie funktioniert bei Pferden die Regulierung der Körpertemperatur?

Beim Pferd ist das Zusammenspiel der Hautorgane wichtig. Dazu gehören die Pferdehaut, das Fell, die Blutgefäße und die Schweißdrüsen. Eine gute Isolierung hat das Pferd durch seine dicke Hautschicht, das Fell trägt darüber hinaus zu einer weiteren wärmenden Funktion bei. Wenn es auf den Herbst zugeht, wird langsam das Sommerfell abgestoßen und das Winterfell bildet sich aus. Die Haarbalgmuskeln steuern das Fell, je nach Bedürfnis angelegt, aufgestellt oder gedreht. Die Talgschicht auf dem Fell ist wasserabweisend. Die Haut bleibt trocken. Für Pferde im Winter gilt: Nicht zu heftig putzen, auch nicht bei groben Verschmutzungen. Dadurch beschädigen Sie die Talgschicht, die eine Schutzfunktion hat.
Zusätzlich erfüllen die Arterien eine Temperatur regulierende Aufgabe: Soll der Wärmeverlust gedämmt werden, verengen sich die Arterien. Ist eine Abkühlung notwendig, weiten sie sich. Daneben setzen Pferde bei warmen Temperaturen ihre Schweißdrüsen ein, um mit der produzierten Flüssigkeit die Körperoberfläche zu kühlen.

Warum ist eine Pferdedecke im Winter nicht sinnvoll?

Die beste Körperregulierung funktioniert nicht, wenn von außen in das System eingegriffen wird. Viele Pferdefreunde verwenden Pferdedecken in dem Glauben, ihr Pferd vor dem Frieren zu bewahren. Damit bewirken sie oft das Gegenteil. Die Decke bei Kälte auf dem Körper des Pferdes schützt zwar den Torso, aber nicht die Gliedmaßen. Kommt es zu einer Unterkühlung am Hals oder an den Beinen, versucht das Pferd, die Körpertemperatur hochzufahren. Das klappt nicht partiell, sondern geschieht am ganzen Körper. Damit kommt es unter der Decke zu einer Überhitzung. Daneben kann es passieren, dass beim Auftreffen von kalter Luft auf kleine Stellen des Körpers die innerliche Heizung nicht startet. Dadurch passiert es, dass Pferde im Stall krank werden, wenn es zieht. Sind sie ohne Decke im Stall, beginnt der ganze Körper mit der Steuerung der Temperatur.